Das Projekt wurde in Kooperation der Hochschule Zittau/Görlitz (TRAWOS-Institut, Leitung Prof. Dr. Raj Kollmorgen) der Universität Leipzig (Leitung Dr. Lars Vogel und Prof. Dr. Astrid Lorenz) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Leitung: Prof. Dr. Marion Reiser) umgesetzt.
Eine unter ihrem Bevölkerungsanteil liegende Präsenz sozialer Großgruppen – wie der Ostdeutschen – in gesellschaftlichen Führungspositionen deutet auf deren geringere Chancen des Zugangs zu Elitepositionen hin. Diese personelle Unterrepräsentation ist eine zentrale politische Herausforderung, weil sie ungleiche Chancen politischer und gesellschaftlicher Teilhabe wie unter einem Brennglas bündelt und sichtbar macht.
Ziel des Gesamtprojektes war dabei:
Das TRAWOS nahm dabei die Inhaber:innen typischer Aufstiegs- und Nadelöhrpositionen in den Blick, um die Prozesse zu erfassen, die deren weiteren Aufstieg ermöglichen bzw. verhindern. Neben Interviews mit Inhaber:innen von Elitepositionen und solchen Personen, die (noch) der Subelite zugerechnet werden können, wurden Expert:innen-Interviews mit u.a. Personaler:innen geführt, um auch die "Gegenseite" in die Analyse einbeziehen zu können. Ergänzt wurden die Primärerhebungen durch eine Analyse von Sekundärmaterial in Form von (auto-)biografischen, (halb-)fiktionalen und wissenschaftlichen Schriften, die Ost-West-Unterschiede in Bezug auf Mentalitäten, Werteausprägungen und Kapitalausstattungen zum Gegenstand haben.
Nach drei Jahren intensiver Forschungsarbeit ging das Verbundprojekt Elitenmonitor im Juli 2025 zu Ende. Das vom Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland geförderte Projekt zur personellen Unterrepräsentation der Ostdeutschen in zentralen Führungspositionen hat wichtige Erkenntnisse über zeitliche Entwicklung, Mechanismen und Handlungsoptionen zutage gefördert.
Das Projekt Elitenmonitor war als Verbund von Arbeitsgruppen an der Universität Leipzig, der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie der Hochschule Zittau/Görlitz konzipiert und modular aufgebaut. In Modul 1 („Leipziger Elitendatenbank“, Leitung: Dr. Lars Vogel, Prof. Dr. Astrid Lorenz, Universität Leipzig) wurden bundesweit öffentlich verfügbare Daten zu Top-Führungspositionen und ihren Inhaber:innen recherchiert, in einer Datenbank systematisch aufbereitet und ausgewertet. Modul 2 (Elitensurvey, Leitung: Prof. Dr. Marion Reiser, Friedrich-Schiller-Universität Jena) analysierte mittels einer umfassenden Befragung von Eliteangehörigen deren Einstellungen, Ambitionen und Wahrnehmungen – mit besonderem Fokus auf Zugehörigkeit, Aufstiegsbarrieren und persönliche Erfahrungen. Modul 3 (Hindernisse und Nadelöhre des Aufstiegs, Leitung: Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Hochschule Zittau/Görlitz) untersuchte die Prozesse und spezifischen Schwierigkeiten auf dem Weg in Elitepositionen. Hierfür wurden qualitative Interviews mit Elitenangehörigen, Subeliten und Expert:innen im Bereich HR und Executive Research geführt und diese durch die Analyse (auto)biografischer, und wissenschaftlicher Texte zu Ost-West-Unterschieden ergänzt. In Modul 4 (Förder- und Aktivierungsmaßnahmen, wiederum unter Leitung des Teams an der Universität Leipzig) wurden bestehende und potenzielle Förderinstrumente zur Verbesserung der Chancen unterrepräsentierter Gruppen evaluiert und weiterentwickelt – mit einem Fokus auf Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung.
Den offiziellen Abschluss bildete die öffentliche Tagung “Spitzenpositionen in Deutschland – offen für Vielfalt?” am 15. Mai 2025 im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. Zu diesem Anlass wurden die aktuellen Forschungsergebnisse präsentiert und mit Expert:innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Militär und Medien diskutiert. Zudem wurde der Austausch mit der wissenschaftlichen Community in einem zweitägigen Workshop gesucht, welcher am 15. und 16. Mai ebenfalls im Zeitgeschichtlichen Forum stattfand.
Die wissenschaftliche Aufarbeitung und Dissemination der Projektergebnisse ist bereits in vollem Gange. So erschien bereits der Beitrag “Von der Exklusion zur Entfremdung? Realitäten und Folgen der Unterrepräsentation Ostdeutscher in den Eliten seit 1990” (erschienen online bei der BPB) von Prof. Dr. Raj Kollmorgen und Jan Schaller in der Zeitschrift “Aus Politik und Zeitgeschichte” der Bundeszentrale für politische Bildung. Weitere Publikationen der einzelnen Module sind bereits veröffentlicht worden und können über die Projekt-Website eingesehen werden.
Aktuell arbeitet das gesamte Verbundteam an einer umfangreichen Abschlusspublikation, die die Gesamtergebnisse des dreijährigen Forschungsprojekts systematisch zusammenführt und in den kommenden Monaten erscheinen wird. Diese Publikation wird die detaillierten Befunde aller vier Module des Projekts präsentieren und Handlungsempfehlungen für Politik und Gesellschaft entwickeln.
Die wissenschaftliche Dissemination wird darüber hinaus fortgesetzt: Auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) in Duisburg im September 2025 stellten sowohl Dr. Lars Vogel von der Universität Leipzig als auch Jan Schaller und Mara Börjesson vom TRAWOS-Institut einzelne Aspekte der Projektergebnisse einem breiteren Fachpublikum vor.
Das Projekt Elitenmonitor hat nicht nur wichtige empirische Erkenntnisse zur Unterrepräsentation verschiedener gesellschaftlicher Gruppen in Führungspositionen geliefert, sondern auch methodische Grundlagen für ein längerfristiges Monitoring geschaffen. Die entwickelte Leipziger Elitendatenbank sowie die erprobten Erhebungsinstrumente bilden eine solide Basis für zukünftige Forschungen zu Elite- und Repräsentationsfragen.
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten – den Interviewpartner:innen, Kooperationspartnern und natürlich dem Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland für die Förderung dieses wichtigen Forschungsvorhabens. Die Erkenntnisse des Elitenmonitors werden auch weiterhin zur gesellschaftspolitischen Debatte über Chancengleichheit und demokratische Repräsentation beitragen.
Das Verbundprojekt mit einer Laufzeit von 08/2022 - 07/2025 wurde vom Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland gefördert.
Mara Börjesson