Die Lausitz steht paradigmatisch für die anthropogene Gestaltung von Landschaften als Ressourcenlieferant für Industrie und Energieversorgung.
Heute stehen die verbrauchten und ausgetrockneten Industrielandschaften mit ihren geschrumpften Städten, leeren Dörfern und der alternden Bevölkerung sowie der Verknappung von Wasser mehr denn je für die Fragen des Anthropozän: Bedeutet der massive Eingriff des Menschen den Niedergang seiner Spezies, den wir nun akzeptieren, aber kaum mehr korrigieren können?
Zugespitzt: Gesellschaftliche Entwicklung durch technische und landschaftliche Intervention steht zur Disposition! Sie erscheint hier als Anfang vom Ende. Die Rekultivierung der ausgekohlten Landschaften verspricht eine Seenlandschaft der Erholung für Mensch und Natur, hinterlässt aber Wasserknappheit, saure Seen, entleerte Städte und rutschende Treibsandlandschaften.
Das Risiko Landschaft ist nicht sich selbst überlassen, sondern eine verrechtlichte Verantwortungsstruktur zwischen Kompensationen, Naturschutz und Forschung, Tourismus und Privatwirtschaft sowie bergbaurechtlichen Risikoauflagen. Imposanter formuliert: Sie ist Ausdruck gesellschaftlicher Interdisziplinarität für die Frage wie „lebenswerte Regionen“ verstanden und gebaut werden.
Das Interesse an der (sozial-)wissenschaftlichen Auseinandersetzung zum Anthropozän, also des Einflusses der Menschen auf seine existentiellen Grundlagen, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Vom Plädoyer für eine „Humanökologie“ (Manemann 2014) bis zum Werben für eine „multiparadigmatische Soziologie angesichts existenzieller Probleme“ (Scheffer und Schmidt 2019). Die Versuche mit Interdisziplinarität einen Ausweg gegen die allgemeine Verunsicherung mit Blick auf die Erderwärmung und den Klimawandel zu beschreiben, sind mannigfaltig. Dieser Shift interessiert in dem vorliegenden Projekt. Trotz disziplinärer Gewissheiten, dass die Katastrophe längst da ist, sind die Fähigkeiten in dieser Gegenwart nicht ein weiterso! zu praktizieren, noch wenig ausgebildet.
Das Forschungsprojekt erkundet inter- und transdisziplinäre Partnerschaften und erarbeitet u.a. mit dem Künstlerkollektiv recherchepraxis eine Untersuchungsrichtung, um wissenschaftliche Fragestellungen mit Praxisforschung, Beteiligung und künstlerischen Interventionen für die Landschaftsforschung am Beispiel der Braunkohlefolgelandschaften aufzuschließen.
Das Projekt wird gefördert vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK).
Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.