Die unter dem Motto "Offene Gesellschaft – Offener Wandel? Welche Themen und Strukturen braucht ein nachhaltiger Strukturwandel der Lausitz?" stehende Novembertagung fand sich in diesem Jahr selbst mit der Herausforderung des Wandels konfrontiert: Aufgrund der pandemischen Bedingungen war nur ein Teil der ursprünglich geplanten Veranstaltungen durchführbar. Das Panel „Strukturwandel – Geschlossene Gesellschaft?“ wurde in den digitalen Raum verlegt und fand am 14. November von 10:00 Uhr bis 12:30 Uhr als Videokonferenz statt. Unser Anliegen war es, die Bedeutung geschlechtersensibler und intergenerationaler Teilhabe im Lausitzer Strukturwandel mit Blick auf die Entwicklung einer offenen Gesellschaft zu eruieren und zu diskutieren. Wir gehen von einer Vielfalt an Problemlagen und Herausforderungen aus, die sich – entgegen hegemonialer politischer Diskurse – eben nicht auf den Kohleausstieg und das Schaffen neuer Arbeitsplätze reduzieren lassen. Im Verlauf des Panels wurde beleuchtet, inwiefern sich der Strukturwandel in der Lausitz als geschlossener Prozess gestaltet und welche Prämissen für seine Öffnung gesetzt werden sollten. Das Ziel der Vorträge und Diskussionen war es, vor allem diejenigen sichtbar machen, die nicht oder noch nicht ausreichend gesehen werden und insbesondere danach zu fragen, wie es gelingen kann, ihre Perspektiven einzubinden.
Als Input-Geberinnen traten Viktoria Luh vom Institute For Advanced Sustainability Studies e.V. (IASS) Potsdam, Anikó Popella von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) Dresden sowie Pauline Voigt vom Projekt „F wie Kraft“ (Zukunftswerkstatt Lausitz und TRAWOS-Institut) auf. Anschließend wurde in drei virtuellen Tischgesprächen zu verschiedenen Aspekten des Strukturwandels diskutiert. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Hanna Haag, Katrin Treffkorn, Marie Melzer und Susanne Lerche (alle: TRAWOS-Institut).
Victoria Luh: "Aus Abwesenheit lernen. Überlegungen zum guten Beteiligen im Wandel" (IASS, Potsdam)
Victoria Luhs Einstiegsvortrag machte eindrücklich deutlich, warum es sich lohnt, „Strukturwandel“ im Sinne einer breiten und diversen Beteiligung als demokratischen Aushandlungsprozess im besten Wortsinn zu verstehen. Aus ihren Erfahrungen in IASS-Workshops mit Auszubildenden der Lausitzer Braunkohleindustrie und der Auswertung der (mangelnden) Bürger*innenbeteiligung in Leitbildentwicklungsprozessen konnte sie wichtige Kernpunkte des Scheiterns ausmachen und zugleich wichtige Lösungsansätze für integrativere Beteiligungskonzepte vorstellen. Die Präsentation zum Vortrag finden Sie hier.
Anikó Popella: "Jugendbeteiligung und Strukturwandel" (DKJS, Dresden)
Anikó Popella von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung Dresden referierte anschließend zum Thema Jugendbeteiligung im Strukturwandel. In der Gegenwart getroffene Entscheidungen haben in ihrer ökologischen, sozialen und ökonomischen Reichweite und Dimension vor allem Auswirkungen auf die Zukunft und damit auf diejenigen Generationen, die heute jung sind. Deshalb müssen Kinder und Jugendliche in allen sie betreffenden Fragen auch beteiligt werden. Obwohl die rechtlichen Grundlagen dafür vorhanden sind, passiert das zu wenig. Entgegen der landläufigen Meinung, dass Jugendliche nur schwer erreichbar seien, konnte Anikó Popella über sehr gelungene Beispiele der Jugendbeteiligung berichten. Die Präsentation zum Vortrag finden Sie hier.
Pauline Voigt: "Frauen im Strukturwandel in der Lausitz" (TRAWOS, Görlitz)
Den dritten Input gestaltete Pauline Voigt als Resümee des Forschungs- und Praxisprojekts „F wie Kraft – Frauen als Wirtschaftsfaktor in der Lausitz“ und veranschaulichte, dass auch die offiziellen Gremien zum Strukturwandel in der Lausitz im wesentlichen als „Gruppenbild ohne Damen“ (Tomke Böhnisch, 2003) stattfinden. In einem Statuspapier formulierten die Projektmitarbeiter*innen deshalb Maßnahmen zur Sichtbarmachung weiblicher Perspektiven und Leistungen in der Region. Die Präsentation zum Vortrag finden Sie hier. Das Positionspapier können sie hier nachlesen.
In den anschließenden Diskussionen machten die Teilnehmer*innen deutlich, dass es einen großen Bedarf an Austausch und Vernetzung zur Thematisierung der laufenden Strukturwandelprozesse und den Fragen der Beteiligung von Zivilgesellschaft, Jugendlichen und Frauen in der Region gibt. Eine Zusammenfassung der in den drei Tischgesprächen diskutierten Aspekte zu (1) Faktoren für Teilhabe; (2) Mechanismen der Exklusion und Inklusion und (3) zur Frage der Problemdefinition und Deutungshoheit im Strukturwandel finden Sie hier.
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