Unter dem Titel "Gesellschaftlicher Zusammenhalt und interkulturelle Integration" lud das TRAWOS-Institut in Kooperation mit dem Institut für kulturelle Infrastruktur am 17.11.2017 zur traditionellen Novembertagung, diesmal unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt an die Hochschule nach Görlitz ein.
Die diskursiv-normative und politische Transformation der Bundesrepublik in ein Einwanderungsland und die damit verbundene Sorge um ein gelingendes Zusammenleben angesichts einer zunehmenden Vielfalt von Herkunft, Tradition, Kultur und Religion in unserem Gemeinwesen sind gegenwärtig eine zentrale politische Herausforderung unseres Landes.
In diesem Sinne folgten 80 Teilnehmer*innen der Einladung zum gemeinsamen Nachdenken über das Problem der Sichtbarkeit von jungen Menschen in öffentlichen und halböffentlichen Räumen und die Frage, ob Interkulturalität zur nachhaltigen Selbststeuerungskraft einer Region – auf neudeutsch: Resilienz – wesentlich beiträgt oder ob Interkulturalität den Zusammenhalt einer Region eher gefährdet.
In drei parallelen Regionalforen am Nachmittag diskutierten die Tagungsteilnehmer*innen mit Fachleuten und Vertretern der Zivilgesellschaft: Wie verhält es sich mit der grenzüberschreitenden Nachbarschaft im Dreiländereck? Wo stehen wir bei Flucht und Integration und deren kulturellen Aspekten zwei Jahre nach dem Herbst 2015? Und wie gelingt sozial-kulturelle Integration in unseren Stadtgesellschaften?
Rektor der Hochschule Zittau/Görlitz
Direktor Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen, Hochschule Zittau/Görlitz
Einführung
Moderation: Alexander Smoltczyk, Freiburg
Technische Universität Chemnitz
Öffentlichkeit und Staatlichkeit im Transformationsprozess
Ilia Universität Tiflis
Sichtbarkeit. Anerkennungsprozesse junger Menschen in georgischen Mittelstädten
Doktorand Universität Rouen und TU Chemnitz
Stadtbilder aus Sachsen, Polen und Georgien.
Moderation: Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, TU Dresden
LMU München
Kommunale Resilienz. Eine alternative Perspektive auf soziale Prozesse
Universität Saarbrücken, Gesellschaft für Evaluation
Auf der Suche nach Evaluationskriterien für interkulturelle Kompetenz
Masterstudiengang Kultur und Management Görlitz, HSZG
Das Potenzial interkultureller Begegnungen im Spannungsfeld von „Der Fremde und das Andere“ am Beispiel der Initiative Welcome Board des Musiklandes Niedersachsen. Bericht aus der Masterarbeit.
Die Oberlausitz hat einen deutschen und einen polnischen Teil. Liberec entwickelt sich zu einem Arbeitsplatzzentrum für die Region Zittau. In Görlitz kommen gut 5 % der Einwohner aus Polen. Sind wir aber tatsächlich schon Nachbarn in einem mehr als geographischen Sinn? Konnten wir die gegenseitigen Stereotypen auf allen drei Seiten der Grenze in den gut 25 Jahren seit Polens Rundem Tisch, Tschechiens Samtener Revolution und dem Fall der Berliner Mauer überwinden?
Impulse für die Diskussion kamen dazu von
Viele Flüchtlinge aus dem syrischen und aus anderen Bürgerkriegen fanden in der Ober-lausitz ein vorläufiges Zuhause, so wie nach 1945 viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten. Bürger, Ämter, Kirchen haben Großes geleistet. Wie steht es zwei Jahre nach dem Herbst 2015 um die Integration der zu uns Gekommenen? Sind sie schon Teil unseres „Wir“?
Erfahrungen aus Ihrer Arbeit berichteten hierzu
Gesellschaftlicher Zusammenhalt beginnt auf der Gemeindeebene und hört dort nicht auf. Desintegrationstendenzen gerade in den kleineren Gemeinden sind das sichtbare Ergebnis von 25 Jahren einer metropolfixierten Landespolitik. Wie aber kann ein Land wachsen und gedeihen, in dem die sozialkulturelle Integration von Landkreisraum und Zentren klein und immer kleiner geschrieben wird? Und wie sieht es im Inneren unserer Städte aus?
Davon berichteten
Am Vorabend, Donnerstag 16.11.17 wurde gefeiert: Zwanzig Jahre Studiengang Kultur und Management in Görlitz
Vor zwanzig Jahren haben die Hochschule Zittau/Görlitz und das Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen gemeinsam den Studiengang "Kultur und Management Görlitz" gegründet. Inzwischen ist er mit Partnerhochschulen in zahlreichen Ländern verbunden. Die "KuMas", wie die Studierenden sagen (bzw. Absolventen von "WK", wie die Hochschule sie nennt) sind europaweit und darüber hinaus tätig - an Theatern, Goethe-Instituten, Museen, Kulturverbänden, in Musik- und Kunstprojekten, in Botschaften und als Hochschullehrer.