Erfahrungsbericht desinterventionsorientierten Praktikums
Ich habe von September 2019 bis Februar 2020 mein Praktikumim Rahmen des Studiums der Sozialen Arbeit an der Hochschule Zittau/Görlitz inIndonesien bei der Bali Children Foundation durchgeführt, die von derAustralierin Margaret Barry im Jahr 2002 als Non-Profit Organisation ins Lebengerufen wurde. Das fundamentale Ziel der Organisation ist es, sozialbenachteiligten Kindern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen und diese somitaus dem Zirkel der Armut zu befreien. Oftmals haben die Eltern gar keine, odernur sehr schlecht bezahlte Arbeit und können es sich deshalb nicht leisten ihreKinder zur Schule zu schicken. Die Bali Children Foundation vergibt Stipendien,sucht Sponsoren für die Kinder, bietet sogenannte „Teacher Trainings“ inSchulen an, damit die Qualität des Unterrichtes steigt, implementiert Lehrplänein Schulen, bietet Kurse zu Themen wie Gesundheit, STEM, Naturschutz, Hygiene,Tanz und Yoga an und versucht auch die Eltern in diese mit einzubeziehen.Außerdem führt die Bali Children Foundation gemeinsam mit Ärzten sogenannte„Health Check Ups“ in Schulen durch, um zu überprüfen, wie es den Kindernphysisch und psychisch ergeht. Health Check Ups beinhalteten beispielsweiseSehtests, Hörtests und Zahnkontrollen, aber auch Gespräche mit Kindern, beidenen sie über bestimmte Probleme sprechen können. Außerdem gibt es immerwieder Events, die von der Bali Children Foundation organisiert werden, und diedazu dienen Sponsoren zu erhalten und Gelder für Projekte zu sammeln. Bis heutewar es der Organisation möglich 7900 SchülerInnen aus 54 Schulen zu helfen.Mit ihrer Community-Arbeit konnten zudem32.000 Menschen aus 76 Dörfern unterstützt werden.

Während meines Praktikums erarbeitete ich unter anderem einsogenanntes „Pen Pal Project“, in welchem indonesische SchülerInnen mitaustralischen SchülerInnen Brieffreundschaften schließen sollten. Ziel desProjektes war es natürlich die Sprach- und Schreibkompetenzen der SchülerInnenzu verbessern, sowie Kontakte zu anderen Schulen zu knüpfen. Für mich war beidiesem Projekt allerdings auch sehr wichtig, dass die Kinder interkulturelleKompetenzen erwerben und Freundschaften schließen würden. Wir sprachen vielüber kulturelle und sprachliche Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten und dieKinder waren begeistert davon etwas über eine andere Kultur zu lernen.
Auch für mich war es sehr spannend etwas über dasbalinesische Inselleben zu erfahren, weshalb ich den Austausch mit den SchülerInnenund meinen KollegInnen sehr schätzte. Ich lernte verschiedenes Essen, wie Babi Guling und Nasi Campur kennen und aß täglich für wenig Geld in Warungs, was kleine Restaurans sind, dieStreet Food verkaufen. Mein Leben im Norden der Insel bestand aus Strandtagen,Yoga, dem Erkunden von Wasserfällen und Tempeln, Rollerfahrten in die Berge undnatürlich dem Besuch von verschiedenen Schulen im Rahmen meines Praktikums. Eswar unglaublich interessant für mich zu sehen, wie Kinder in Indonesien zur Schulegehen und unter welchen Bedingungen sie lernen. Eine Schule blieb mir dabeibesonders in Erinnerung: Wir besuchten einige Male eine Grundschule in einemBergdorf, wo ich mit den Kindern das Pen Pal Projekt durchführte. Sie warensofort begeistert von dem Projekt, was aber mit Sicherheit auch teilweise daranlag, dass ich eine Bule, also einewestliche Touristin, war und sie einfach fasziniert von mir waren. In diesenTeil der Insel verirren sich nur wenige Touristen, weshalb ich für die Kinderein absolutes Highlight darstellte. Dies war für mich allerdings nur vonVorteil, da wir einen langen Tag voller Schreibübungen und auch Health CheckUps mit ÄrztInnen geplant hatten und die Aufmerksamkeit der Kinder dafürbenötigten. Was mir in der Schule besonders auffiel, war zum Einen derSportplatz, der aus einigen Steinplatten am Boden bestand, die sich in derSonne stark aufheizten und somit keine gute Grundlage für den Sportunterrichtboten, und zum Anderen die stickig heißen Klassenräume. Diese besaßen natürlichkeine teuren Klimaanlagen, sondern nur einen kleinen Ventilator, was das Lernenund Lehren zu einer schweißtreibenden Tortur machte. Die SchülerInnen schienenaber trotzdem glücklich darüber zu sein die Schule besuchen zu können, da diesinsbesondere in diesem Teil der Insel, der von Armut geprägt ist, nichtselbstverständlich ist. Wir besuchten auch im Rahmen eines Filmprojektes überdas Leben balinesischer SchülerInnen einige Kinder bei sich zu Hause. Wirlernten dort ihre Familien kennen und sie zeigten uns ihre Häuser, in welchenmeist drei Generationen gemeinsam in ein bis zwei Zimmern leben. FließendesWasser gibt es dort nur selten, weshalb regelmäßig Wasserkanister besorgtwerden und auch Regenwasser aufgefangen wird. Während dies in der Regenzeitkein Problem ist, stellt die Trockenzeit eine große Herausforderung dar.Innerhalb der ersten drei Monate meines Bali-Aufenthaltes hatte es an keinemeinzigen Tag geregnet, was für die vielen Familien, die auf den Regenangewiesen sind, sehr schwierig ist. Ich bin dankbar dafür, dass ich so vieletolle, starke und fürsorgliche Familien kennenlernen durfte und das Praktikumwar für mich sehr lehrreich, aber auch sehr ernüchternd.

Im starken Gegensatz zu all der Armut und Ungerechtigkeitdie ich kennenlernte, steht der Süden Balis, wo sich die Expats und die Touristen niedergelassen haben. Die weitauspopulärere Gegend um Kuta ist für ihreVillen, Partys, Spas und Surfspots bekannt und auch diese Ecke der Insel konnteich kennenlernen. Meist bin ich an den Wochenenden dorthin gefahren, um nachder Arbeitswoche etwas abschalten zu können und Menschen von überall aus derWelt kennenzulernen. Ich schloss dort viele Freundschaften und gemeinsamerkundeten wir noch andere Teile der Insel. Wir unternahmen gemeinsamMotorradtouren, gingen schnorcheln, machten Kochkurse, bestiegen einen Vulkan,besuchten Strandclubs, erkundeten die vielen kleinen Inseln um Bali herum,sahen uns die Reisterrassen an, erkundeten die unzähligen Wasserfälle, aßenexotische Früchte und sahen Delfine und Affen. Ich bin sehr glücklich darüber,dass ich so viele tolle Menschen kennenlernen durfte und die verschiedenenSeiten Balis entdecken konnte. Die Insel hat unglaublich viel zu bieten und ichkann es jedem nur ans Herz legen, sie einmal zu besuchen.
Alles in allem war die Praktikumserfahrung für mich eineganz besondere, auf die ich immer mit einem Lächeln zurückblicken werde.


Vivien Marschke, 20.05.2020