Neue BePart-Publikation im Kriminologischen Journal (KrimJ) erschienen!
Soziale Innovationen werden weithin als Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen diskutiert und stellen auch eine zentrale Bezugsgröße im BMFTR geförderten Forschungsprojekt BePart dar. Wissenschaftlich hält das Konzept jedoch einige Fallstricke bereit. Insbesondere die damit verbundene implizite Annahme eines Fortschrittglaubens, seine Gleichsetzung von Veränderung mit Verbesserung sowie der inhärente Steuerungsoptimismus bedürfen einer kritischen Reflexion.
Besonders aufschlussreich erscheint zudem die Analyse der diskursiven Aufladung und Durchsetzung bestimmter Praktiken als soziale Innovation. Hierbei ist relevant, wer aus welcher Position heraus Neuerungen als „innovativ“ wahrnimmt. Denn soziale Innovationen werden nicht allein auf der pragmatischen Ebene des Aufgreifens von Bedarfslagen hervorgebracht, sondern erfordern zusätzlich eine semantische Markierung – ein Labeling als „sozial innovativ.“ Dabei setzt Innovativität stets eine wertende Zuschreibung voraus, da die Forcierung einer sozialen Innovation eine Problematisierung eines sozialen Sachverhalts als veränderungs- und bearbeitungsbedürftig voraussetzt. Deshalb ist es entscheidend, zu analysieren, wer über die Deutungsmacht verfügt, um eigene Problemwahrnehmungen und darauf gemünzte innovative Lösungsstrategien als legitim durchzusetzen.
Wir argumentieren, dass sozialwissenschaftliche Forschung sich nicht den fortschrittsoptimistischen Konnotationen des Konzepts anschließen sollte, sondern ihre Aufgabe darin besteht, die Prozesse der diskursiven Vereinseitigung und die Verbindung politischer und wissenschaftlicher Deutungsmacht analytisch zu begleiten. Das gilt insbesondere für aktuelle Entwicklungen, in denen die Sozialwissenschaften vermehrt von Seiten der Politik zur Erforschung und Erprobung sozialer Innovationen aufgefordert werden.
Diese kritische Perspektive konnten wir im Rahmen einer Keynote mit dem Titel „Steuerbarkeit sozialer Innovationen?“ bei der Abschlussveranstaltung der BMFTR-Förderlinie „Regionale Faktoren für Innovation und Wandel erforschen – Gesellschaftliche Innovationsfähigkeit stärken“ am 3. Juni 2025 einbringen.
Darüber hinaus erschien kürzlich der Artikel „Soziale Innovationen als Labeling in aktuellen Transformationsprozessen“ von Franz Erhard und Nadine Jukschat im Kriminologischen Journal 57 (2), S. 114-111. Er verbindet die Debatte um soziale Innovationen mit der um soziale Probleme, um die sozialen Konstruktionsprozesse zu explizieren.